Roman Zech Gedanken auf Reisen.

Istanbul – eine Stadt in unruhigem Schlaf

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Bomb blast wounds four peopleTerror in Türkei – das mediale Bild von Istanbul ist durch Anschläge und Unruhen gekennzeichnet. Reisen dahin sind unbeliebt, Hotelübernachtungen und Flüge günstig. 2015 war Istanbul noch beliebtestes Reiseziel für Städtereisen in Europa, heute liegt der Tourismus brach. Wie mein letzter Post sagt, war ich eher aus Budgetgründen für 3 Nächte in Istanbul. Ein eigener Eindruck und eine unpolitische Meinung zum Ernst der Lage.

Nachdenklicher Istanbuler auf der Fähre zwischen Europa und Asien

Eine erste Nacht, ein erster Eindruck

Mein letzter Stop-over in Istanbul war vor gut zwei Jahren auf dem Weg nach Nepal. Hektisch habe ich den İstanbul Atatürk Havalimanı (IST) in Erinnerung: Kaum Platz, viele Leute, eher U-Bahn-Station als internationaler Flughafen.
Dieses Mal waren meine Flüge von und nach Istanbul – gefühlt – leer, die allermeisten Passagiere hatten Tickets zum Weiterflug. Indien, Australien, Afrika. Turkish Airlines, 5 Sterne, die beste Minz-Limonade an Board und eine meiner liebsten Fluggesellschaften, hat durch den Terror an Kundschaft verloren.



Besser besetzt ist dafür das Tram in die Innenstadt, nach Sultanahmet. Moderne Fahrzeuge, höchstens 10-jährig, Zürich kann da einpacken. Ich bin der einzige Tourist unter vielen Pendlern an diesem Abend im Tram. Vielleicht der einzige, der sich nicht am Flughafen ein überteuertes Taksi hat andrehen lassen … 4 Lira, 1.45 Franken kostest die Fahrt im Tram.

Ein wenig teurer ist das Privatzimmer im Cheers Hostel. 28 Franken, frisch renoviert. Vor einem Jahr war es noch das doppelte, erzählt mir ein Wiederkehrer mit australischem Einschlag an der Hostelbar mit Blick auf die Blaue Moschee. Wir sind die einzigen Gäste an der Bar, das Personal hat auch Zeit für ein Bier. Zu 30 Prozent sei das Hostel ausgelastet, 10 Prozent sind es in der ganzen Stadt.

Ein Tage fürs Sightseeing

Nach einer Woche Abwesenheit in San Francisco und einer weiteren Bombe in Hördistanz vom Hostel in Istanbul bin ich zurück. Die Begrüssung ist herzlich, das Personal froh, dass ich mich nochmals „hertraue“. Ich bleibe zwei Nächte, reservieren musste ich nicht.

Sultanahmet, das Innenstadtquartier mit engen Gässchen, vielen Hostels und Touristenrestaurants ist noch leerer. Niemand weiss so wirklich, ob es wegen der Fastenzeit ramazan oder den Anschlägen ist …

Neben Jetlag bleibt fürs Sightseeing noch genau einen Tag Zeit. Entgegen der Empfehlung bin ich mit Tram, Bus und Metro unterwegs. Spät nachts mit dem Taxi.
Ich besuche den spice bazaar, am Eingang hält mir der Security mit oranger Leuchtweste ein Metalldetektor auf den Rucksack. Ich könne rein, signalisiert er mir: „No English.“

 

In einer Seitengasse gönne ich mir ein Mittagessen. Fisch mit Gemüse im Fladenbrot. „fish dürüm, 10 lira“, klärt mich der Verkäufer auf. Er scheint ein tüchtiger Geschäftsmann zu sein, sein Sohn hilft beim Vekauf mit. Vier türkische Handwerker sind noch vor mir in der Schlage, der Holzkohle-Grill hat für gleich viele Fische Platz. Ein Indiz für grosse Beliebtheit.
Lebensmittelhygiene hin oder her, es schmeckt ausgezeichnet!

Zum Abschied mache ich ein Foto von beiden – beide sichtlich stolz darüber. Ich soll meinen Freunden auch von seinem Stand erzählen, übersetzt mir einer der Handwerker. Handschlag und Versprechen.

Karte mit Standort fish dürüm Karaköy

Sicherheit als Frage der Einstellung

Das Empfinden von Sicherheit ist extrem subjektiv. Ich habe mich in Istanbul sehr sicher gefühlt und drei Vorkehrungen getroffen:

  1. Erstens habe ich mich wegen der Terrorgefahr auf der itineris-Seite des EDA’s registiert. Vor Reisen nehme ich mir immer Zeit, das zu machen. In Konfliktgebieten lohnt sich auch ein Anruf auf der Botschaft/Konsulat, damit man eine gute Zweitmeinung für seine Reisepläne hat.
  2. Zweitens war ich nie alleine unterwegs. Ja, das geht prima als solo-traveller…
  3. Drittens habe ich Konflikte auf der Strasse vermieden und mich nicht grossen (einheimischen) Gruppen genähert.

Das sind generell sehr nützliche Sicherheitstipps für Reisen.

Speziell in Istanbul sehe ich den Verkehr als grössere Gefahr als der Terror: Die Fahrweise ist schnell-aggressiv, der Verkehr dicht, die Gehsteige eng. Es ist wahrscheinlicher überfahren zu werden als in einen Anschlag verwickelt zu sein.

Wie ein aufgeschreckter Hüherhaufen auf Terror zu reagieren, ist weder rational erklärbar noch fair gegenüber der betroffenen Region.
Istanbul schläft unruhig. Weniger wegen der direkten Folgen der Terrors, sondern viel mehr wegen der Reaktionen des Tourismus und die schmerzhaften wirtschaftlichen Folgen für die Menschen.

Dazu ein sehr passender Dokumentarfilm über Hurghada und die Situation in Ägypten 2013.

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von Roman Zech
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