Roman Zech Gedanken auf Reisen.

77 Tage zu spät – Olympia im Rückblick

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Zu sagen, mir sei gerade noch etwas dazwischen gekommen, wäre wohl falsch. Seit 77 Tagen habe ich zu Olympia und eigentlich generell auf meinem Blog geschwiegen. Höchste Zeit für Follow-up dieser „strengen“ Wochen und alles, was sonst noch dazwischen gekommen ist. Einige Gedankenfetzen mit Bildern, bevor alles ganz vergessen geht.

 

Ich zappe durch die vielen Fotos meiner 2. Korea-Reise. Die eiskalten Tage in der ärmsten Provinz des Landes, neu aber mit TGV-Verbindung (ja, es ist exakt der gleiche Zug) haben Spuren hinterlassen. Spuren die bis weit in die Leber und weit in die Erinnerung reichen.

Angefangen hat alles in Hong Kong. Fliegerbuddy Cede war neu mit Triple7-Kurs unterwegs und darum gerade auch dabei die Stadt zu erkunden. Besonders in Erinnerung bleibt mir den traditionellen kantonesischen Brunch. Kollegin Chang aus Macau wollte mir unbedingt die Spezialitäten zeigen. Man stelle sich das so vor: OLMA-Trinkhallen-Dichte ohne Alkohol und nur mit hungrigen Chinesen, die dicht an dicht auf Up-cycle-Mobiliar sitzen. Dann kommt auf Spitalschiebewagen aus Grace Anatomy dampfendes irgendwas hereingeschoben. Je nach Geruch stürzen sich alle darauf, so dass nach 10 Sekunden alles weg ist. Eine alte Mitarbeiterin in Schlachthof-Gardarobe macht dann einige Stempel auf ein Blatt der Glücklichen mir den starken Ellbogen — so ähnlich wie ich Einträge ins SAP mache mit der Hoffnung, dass schlussendlich die Buchhaltung stimmt.

 

Nachdem am gleichen Morgen auch noch im Emoticon-Tesla-Kombination im Hotel nebenan geheiratet wurde, war ich definitiv reif für die Insel. Also eigentlich Halbinsel. Denn dank Kim im Norden ist es recht schwierig, auf dem Landweg einzureisen.

 

Trotz des ganzen Olympia-Wirbels wurde es nicht sehr warm im Land. Wochen bei -20 °C Tagesmax und ordentlichem Windchill aus Meeresrichtung erwarteten mich die nächsten Wochen. Wir feierten den ersten Tag mit positiven Temperaturen wie Neandertaler das Überleben der Eiszeit. Aber im koreanischem Stil. Soju (Reisschnaps) darf nicht fehlen!
Das folgende Foto trügt also: Der vorangehende Warm-up, um rund 30 Sekunden für das Foto zu posen, ist harte Arbeit.

 

Hart waren dann auch die kommenden Wochen. Das Hin und Her zwischen Sport, Veranstaltung, Einladung, Apéro und Night Life hatten es insich. Geschlafen wird nach Olympia. Die zwei unteren Ringe des Olypmia-Logos, so sagt man, seien Augenringe…

 

Dafür entschädigten die Momente. Etwa am ersten Arbeitstag, als tatsächlich Schnee gefallen war und nach Schweizer Manier sofort alles entfernt wurde. Das Gerät dazu … naja, seht selbst! Wohlgemerkt ist das nicht der nervende Nachbar, sondern die offizielle, örtliche Schneeräumung im Olympia Dorf.

 

Auch die beiden Zeremonien hatten ihren eigenen Reiz. Die Teilnahme an beiden wäre so teuer gewesen, dass ich dafür auch kurz hätte in die Schweiz Ferien machen und zurück fliegen können. So verzog sich das ganze Team vom House-of-Switzerland in die nächste Bar und beobachtete das Treiben von dem Stadion vom geheizten Balkon aus.

 

Oder während der Proben gab die Lichtshow unserem Zuhause noch den Anschein des fünften Hotelsterns. Die vier anderen wären theoretisch auch anwesend gewesen, leider sind sie in den gefrorenen Wasserleitungen stecken geblieben…

 

Dafür hatte ich die coolsten, wärmsten Mitbewohner im ganzen Apartment Building. Und weil wir alle schon unsere Expat-Erfahrungen in Korea gemacht haben, genossen wir es für einmal, nicht auf der ständigen Suche nach Käse sein zu müssen.

 

Koreanisch genug war es auch mit Käse. Schliesslich gab es im Dörfli auch ein gutes Karaoke und tolles Essen! Und nicht zuletzt auch einige talentierte Fotografen unter meinen koreanischen Arbeitskollegen. Sie erwischten mich tatsächlich und schossen das koreanischste Foto von mir mit einem tollen Filter drauf!

 

Apropos. Nebst dem Käse wurde ein weiteres Cliché gefüttert. Zwar jenes des Schweizer Bergs schlechthin. Und jeder Koreaner muss einmal da gewesen sein. Mehr als die Hälfte der Koreaner waren schon da. Die restlichen schaffen wir auch noch, dank etwas Promo-Einsatz…

 

Trotz all des Rummels um Olympia, es gab zumindest tagsüber auch noch etwas Sport – und wenn es eine Medaille gab, auch noch eine lange Sportlernacht. Und wenn die Schweizer was können, dann ist es das gemeinsame Feiern. Sportler, andere Nationen, koreanische Skitouristen und die wohl urchigsten aller angereisten Schweizer Fans. Alle in einem House – ohne Sicherheitskontrolle und Einladung.

 

 

Cut.

So schnell wie alles ablief, so schnell war es auch zu Ende. Wir waren noch einige Tage länger da, aber Olympia war schon fort. Birch – die Stammbar aller Dagewesenen – wieder leer wie Tage vor dem Beginn.
Mich zog es nach getaner Arbeit nach Seoul zurück. Nebst einigen Bekanntschaften, erwartete mich auch eine tolle, etwas andere Stadtführung. Und natürlich mein absoluter Liebling. Kalbi an roter, scharfer Sauce.

 

Auf dem Heimflug, schlaftrunken, noch etwas alles Erlebte sortierend, grinste ich in mich hinein. Hinter mir ein tolles Abenteuer, unter mir das vergangene in Kazakhstan und vor mir neue Inspiration für eine neue Reise!

 

PS: Sollte stellenweise ein etwas zynischer Eindruck entstanden sein, der war durchaus gewollt. Keineswegs ist es aber wertend gemeint. Das Erlebnis an Olympia war unbeschreiblich, Korea halte ich immer noch für grossartig, inspirativ – nur schon wegen des Anzeige-Screens der freien WCs in der Autobahn-Raststätte. 😉

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