Roman Zech Gedanken auf Reisen.

20 Stunden Teil der Zuggeschichte

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Nach zwei halbfertigen Blogposts über London und das günstige Fliegen, kam ein Abenteuer dazwischen. Kasachstan.
Steppe, Berge und genügend Flüssigkeit für heisse Stunden:
Unterwegs mit dem Nachtzug in Kazakhstan
Hohe Berge und die grosse Weite lockten. Dank der visafreien Einreise dieses Jahr, war die Entscheidung schnell gefallen. Gegen Oman, Israel und Argentinien hat sich Kasachstan durchgesetzt.
Schnell wurde klar, das es uns (zwei Verkehrsingenieure) auf die Schiene zieht. Ein Relikt aus Sowjet-Zeiten und erstaunlich gut erhalten und gepflegt. Das e-ticket war schnell gebucht. 5000 Tenge (12 Franken) kostet die 20-stündige Fahrt über 1000 km im 4er-Abteil. Zuhause reicht das nicht mal für eine halbe Stunde IC in die nächste grössere Stadt.
Abfahrt: 23:18. Minutengenau. Nach einem kleinen Unfall unseres Taxifahrers auf dem Weg zu uns, verpassten wir den Zug fast.
Die Rucksäcke gescannt wie am Flughafen, erwartete uns eine Art funktionstüchtiges Eisenbahnmuseum mit Bewegungsdrang. Eingestiegen wird direkt vom Schotterfeld
Immer gut ein Ingenieur an Bord zu haben.
Unsere Reisegspänli, halb neugierig, halb frustriert, dass wir weder kazakh noch russisch sprachen, teilten gerne ihr Essen und erklärten den Komfort des Abteils. Bald schaukelte uns der Zug in den Schlaf und gab uns erst um 9 Uhr wieder ein Bild von sich. Etwa 600km weit sind wir seit beginn gekommen. Langsam aber stetig.
Immer wieder streckten neugierige Gesichter ihren Kopf durch die Abteiltür. Mal geschäftstüchtig, mal zum plaudern.
Mama/Kind wurden gegen zwei stämmige Ölarbeiter getauscht. Um 11 Uhr morgens teilten sie ihr Bier mit uns. Es werde sonst warm, meinte einer grinsend.
Er sollte recht behalten, im Süden von Kasachstan ist, wird es gerne mal über 40 Grad tagsüber. Wir hatten den richtigen Tag ausgewählt. Schlussendlich erreichten wir 42 laut Wetterapp.
Wärmer war es nur noch im Wasserkocher des Wagens. Aber angesichts der Hitze mochte ich weder Tee noch das mitgebrachte Ramen essen.

Die Mitreisenden sind sehr verschieden. Mal jung …
… mal schon im Bieralter.
Wir entschieden uns für einen Jass und Leichtbier im Speisewagen. Einer der beiden Wagen-Schaffner grinste, fragte mich nach einer kühlen Cola. Nett grinste ich zurück, zeigte auf die Notbremse und spielte als sei sie ein Cola-Automat.
Der Speisewagen hatte AC. Allerdings nur dann, nachdem jemand etwas bestellte. Die klassische Konditionierung klappte gut.
Nach der zweiten Runde trugen wir uns ins Gästebuch ein, viele andere Ausländer schienen es nicht ins Restaurant, Wagen 10, geschafft zu haben.
Schönes Interieur der Züge in der „Kupe“-Klasse.
Der Fahrplan des Zuges ist eindrücklich. Von Almaty der Südgrenze zu Kirgistan entlang und dann zum Aralsee und dann ans Kaspische Meer. Rund 3500km one-way, knapp 2.5 – 3 Tage.
Zwischendurch stehen der Zug gerne 1 oder 2 Stunden und wartet Kreuzungen ab oder lässt sich von langen Güterzügen überholen.
Auf die Minute genau erreichen wir unser Ziel. Turkistan. Wir verabschieden und bedanken uns, tauchen auf dem heissen Perron im Getümmel der Händler, Taxifahrer und winkenden Familien unter. Der Zug verschwimmt in Hitze am Horizont. Mit ihm die alten und neuen Geschichten tausender Kilometer und Gäste. Ein kleiner Teil davon ist diese, unsere Geschichte.

 

Ein kleiner Markt bildet sich auf dem Bahnsteig.
20 Stunden weg für den schönen  Sonnenuntergang
am Mausoleum in Türkistan.

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von Roman Zech
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