Roman Zech Gedanken auf Reisen.

커트 // Schnitt

Mein Auslandsemester ist vorbei. Zumindest gefühlt. Noch stehen Prüfungen an und einige Essays und Präsentationen (nach koreanischer Manier mit schönem ppt-Layout) an, doch mental scheint das Abflugdatum im Kalender, wie ein Tumor, langsam alles drum herum zu verschlingen. Ein Post über den kommenden 커트 (cut [kongl.], Schnitt) und warum er schwer fällt.

Nachtsicht vom Eungbongsan (94.1m ASL)
mit Blick auf Seoul Forest, Han River und Gangnam.
Zum gefühlten 1000sten Mal wurde ich schon gefragt, wann denn mein Rückflug sei. Nach den gelernten Prinzipien im Marketingkurs habe ich versucht, ihn durch „low-involvement learning“ möglichst lange nicht zu wissen und immer wieder zu vergessen. Unterdessen steht er mir wie Tattoo auf der Stirn. Ich möchte am liebsten zum Laserstudio rennen und ihn wegmachen. Ich habe mich so an das Leben hier gewöhnt, ich möchte den anstehenden Schnitt nicht.
Vor Wochen habe ich noch überzeugt gesagt, dass ich eher mit der Gesellschaft hier lebe als in der Gesellschaft. Unterdessen ertappe ich mich immer wieder, wie ich den gewisse Gewohnheiten der Koreaner abschaue und kopiere. Einige Beispiele:
가 Ich stehe nie vor 9 Uhr auf, weil kein normales Geschäft vor 10 Uhr öffnet.
나 Ich esse keine regelmässigen Mahlzeiten, ausser dem Frühstück. Ich lasse mich einfach von meinem Hunger treiben.
다 Ich lerne im Coffeeshop für mehrere Stunden, ohne schlechtes Gewissen zu haben, noch was kaufen zu müssen.
라 Ich beantworte meine KakaoTalk (koreanisches Whatsapp) im Gehen und an der Ampel verpasse ich dann die Grünphase.
마 Ich lerne auch ab und zu in der Bibliothek – oder wie ein Kollege sagt „Survival-of-the-fittest-Hall“.
바 Ich benutze verschiedene Varianten von „OH“ fürs Bewundern, Anerkennen, Fragen, Verstehen und so weiter …
사 Ich bin ob den zahlreichen Romanisierungen von koreanischen Wörtern verwirrt. Wenn ich koreanische U-Bahn-Stationen oder Namen selber romanisiere, ist es meist falsch. Da hilft es nicht mal, dass es ROMANisierung heisst … Beispiel: 왕십리 – da wo ich wohne – heisst eigentlich Wang’sib’ri, weil aber die Aussprache eher wie Wangsimni tönt, wurde die Romanisierung einfach abgeändert … Koreaner lachen mich dann gerne ein bisschen aus. ㅋㅋㅋ
Zugegeben: Gewisse andere Austauschstudenten haben diese Probleme nicht, dafür hält sich auch ihre Faszination für Korea (und vor allem die Koreaner) in Grenzen …
Noch gute zwei Wochen bleiben mir hier. Sie werden intensiv und kurz in Erinnerung bleiben. Ein abenteurlicher Trip nach Ulleungdo steht an. Und eine Post-travel-depression naht und damit wahrscheinlich viele Stunden auf Skyscanner, um sie zu überwinden …

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