Roman Zech Gedanken auf Reisen.

백남도서관 // Eine Nacht in der Paiknam

Ich habe ja bös im vorletzten Post behauptet, die Koreaner lernen schon 3 Wochen vor den mid-term Prüfungen wie die wilden. Heute Nacht habe ich einige Stunden in der „Paiknam Academic Information Center and Library“ – oder wie ich sage „in der Konservendose des Wissens“ – verbracht.
Jetzt muss ich korrigieren: Das war noch gar nichts! Im Moment wird hier richtig gebüffelt. Ein kurzer Blogpost zu später Stunde über das Haus des Wissens auf dem Gipfel des Hanyang Mountain.
Konzentrierte koreanische Gesichter in der Paiknam Bib.
백남도서관 (Paik’nam’do’seo’gwan, Paiknam Library)

Als ich zu Classmate Seungyeon heute scherzhaft meinte, ihr bester Freund sei die Bib(liothek), verdrehte sie nur müde die Augen. Lange sei ihre letzte Nacht vor der 3stündigen Prüfung heute gewesen. Bis um 6am lernen, dann ein kurzes Nap und rann an die Prüfung.

Aufgrund diverser skurriler Beobachtungen anderer Austauschstudenten (vor allem früh morgens), musste ich auch mal in die Paiknam. Seungyong war so nett, mir eine kurze Einführung in das koreanische Buchungssystem der Sitzplätze zu geben.
Ja, es gibt am Eingang zu jedem der sechs Lernräume Lernhallen einen Touchscreen der sagt, welche Plätze noch frei sind. Gegen Einlesen der Student-ID kann sich 4 Stunden darin einmieten und erhält eine Quittung um den Sitzplatz gegen freche Mitstudenten zu verteidigen. Abends um halb 10 waren noch vereinzelt (!) Plätze zu haben.
„Wenn du verlängern willst, musst du zwischen den beiden Zeiten hier wieder an den Automat gehen und deine Reservation bestätigen.“ Ich lese auf der Quittung „00:36:32 – 01:36:32“ (ja die Koreaner nehmen es sehr genau mit der Zeit). Ich schaue sie von der Seite an, sie grinst. Ihr ist bereits klar, dass ich nicht lange bleibe.
Die Zeit läuft. Es gilt: Nur nicht verschlafen,
wenn die Zeit abläuft.
Der Raum ist riesig, eine kleine Turnhalle. Es riecht auch fast so, eine Mischung aus dampfender Hirnmasse und Angstschweiss vor der Prüfung am nächsten Morgen. Rund 150 Studenten drücken in diesem Raum Wissen in sich hinein. Mehrheitlich Bulemie-Lernen, denn hier wird meist noch nach alter Schule alles reingestopft. Open-book-Prüfungen mögen die wenigsten Studenten. Da wisse man nie was komme und müsse viel überlegen …
Die Klimaanlage schnurrt müde, die Blicke der meisten sagen das gleiche. Zwischen Fronten von iPads und Büchern herrscht extreme Ruhe. Mir ist das eher ungeheuer. Ich stöpsle klassische Musik in die Lauscher, das soll gut sein für die Synapsen.
Bevor die Frage kommt: Nein, ich war nicht nur fürs Sightseeing da, sondern habe auch ein wenig auf den Folien für die Prüfung morgen herumgemalt. Aber nur kurz. Der Platz am Ausgang hilft mir, ohne verwunderte Blicke kurz vor 11pm zu verschwinden.
Mein Gewissen nicht weiter zu lernen, beruhige ich mit einem leeren Laptopakku und der Physikformel Arbeit = Leistung * Zeit. Meine Zeit war kurz, aber die Leistung gross, murmle ich wahrscheinlich noch im Schlaf.
Und trotz hunger, wird das eigentliche Thema „Essen in Korea“ auf später verschoben. Gute Nacht and keep paiting!
Erinnert mich an das Theater in St.Gallen: Die Paiknam Library nachts von aussen.

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von Roman Zech
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