Roman Zech Gedanken auf Reisen.

MiniMetro: genial einfach

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Heute hat der Fahrplan gewechselt. Im Voraus gab es zu meiner eigenen Freude – ich bin neu 5 Minuten schneller an der Uni – auch kritische Neu-ist-immer-schlechter-als-altbewährt-Stimmen. Gerade als angehender Verkehrsingenieur darf ich mich ab und zu für Entscheide aktiver Berufskollegen rechtfertigen.

Unterdessen ist es ein bisschen spät, das Neue und Tolle des aktuellen Fahrplans vorzustellen. Ausserdem haben das bereits andere gemacht. Ich lasse euch selber an eurem öV basteln in einem kleinen Computergame!

Spielregeln: Intuition und Logik

MiniMetro basiert auf dem Liniennetzplan von U-Bahnen in Grossstädten. Bevor ich jetzt grossartig erkläre, wie das Spiel funktioniert, spielt doch einfach eine Runde „London Tube“ hier.
Der Spieler bestimmt die Fahrroute zwischen den Stationen (= Linien) und die Anzahl Loks (= bewegende Vierecke auf der Linie). Es beginnt gemütlich mit drei Stationen, drei Loks, drei Linien und einigen Passagieren, alles dargestellt auf dem simplen Spielfeld, dem Liniennetzplan der Stadt.
Während des Spiels wächst die Stadt und neue Stationen erscheinen, die vom öV erschlossen werden müssen. Am Anfang jeder neuen Woche erhält der Spieler eine neue Lok und weitere Gegenstände zum Ausbau des Netzes.
Nach einigen Minuten Wachstum wird das Spiel schneller und komplexer. An den Stationen warten mehr Personen, die Wartezeiten werden länger. Ist eine Station überfüllt, wackelt sie, eine Uhr läuft und das Spiel endet, wenn der Spieler nicht reagiert.
Wer es ausprobiert hat, wird mir beipflichten: Es spielt sich sehr intuitiv und logisch. Eine mühsames Tutorial, wie bei realitätsnahen Simulationen, braucht es nicht. Auch auf einen teuren Rechner kann verzichtet werden, es läuft alles ohne 3D-Darstellung und jedes Photoshop braucht mehr Speicher…

Realistisch – oder nicht?

Gegenüber der „echten“ Verkehrsplanung fehlen dem Spiel ziemlich viele Möglichkeiten und Stellschrauben. Es gibt keine anderen, ergänzenden Verkehrsträger und die Stadt wächst einfach mal drauf los.
Spannend ist es trotzdem: Es erfordert ziemlich eine schnelle Auffassungsgabe (ab einigen Spielwochen), logische Lösungsentwicklung und der Reiz, ein möglichst grosses Netz zu haben und möglichst viele Leute zu transportieren, treibt an.
Das Spielkonzept ist genial gelungen: Die Ressourcen (Loks, Waggons, Linien, Brücken usw.) sind limitiert, das Spiel wird zur dynamischen Optimumsuche. Das ist die Angebotsplanung im echten Leben auch, wenn auch vielleicht etwas träger. 😉 Einen detaillierten Realitätsvergleich des Spiels hat Verkehrsplaner Jarrett Walker gemacht.
Und das Wichtigste: Es gibt einen guten Eindruck, dass die Angebotsplanung nicht alle Wünsche berücksichtigen kann.

Tipps zum Beginnen

Hat es dich auch gepackt? Die Vollversion des Spiels gibt es für 10 Franken für Mac und Windows.
Zum Schluss noch fünf Tipps für den frustfreien Spieleinstieg.
1. Baue in Richtungen: Oben-unten, links-rechts helfen die Übersicht zu wahren.
2. Gib den Linien einen Typ: Durchs Zentrum, am Rand, Ring ums Zentrum, Entlastungslinie usw. Typen sind wichtig, damit du den Ansturm meistern kannst und strategisch vorgehen kannst.
3. Pass deine Planung der Grösse an: Am Anfang reicht eine Station als Mittelpunkt des Netzes. Sobald du ein grosses Netz hast, sind mehrere Umsteigeknoten gut.
4. Wähle kurze Wege: Deine Fahrzeuge haben relativ kleine Kapazität. Darum ist es wichtig, dass die Fahrgäste schnell ankommen und nicht den wartenden die Plätze klauen.
5. Beachte die Topografie: Brücken und Tunnels kosten relativ viel. Habe eine Idee, wie das fertige, echte Netz im gewählten Gebiet wohl aussieht und warum.

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von Roman Zech
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