Roman Zech Gedanken auf Reisen.

Vom IQ und anderen Quotienten

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Ich habe keine Ahnung wie hoch mein IQ ist, das ist auch gut so, denn wahrscheinlich ist er tiefer als ich es annehme. Aber ich habe einen Gymnasiumsabschluss geschafft und gehöre vielleicht zu dem Drittel, dass zu unrecht ein Gymnasium besucht hat – folgt man den Schlüssen einer Akademikerin.
Abschlussprüfungen an der Kantonsschule St.Gallen
„In Schweizer Gymnasien sind Kinder, die dort nicht hingehören.“ Elsbeth Stern, ETH-Forscherin für Lehr- und Lernforschung, erzählte letzte Woche, rund einen Drittel der Schüler am Gymi seien dümmer als sie sein sollten. Gehen nämlich 20 Prozent der jungen Schweizer ins Gymnasium, sollten sie die 20 besten Prozente sein und damit – rechnerisch – einen IQ von mindestens 112.6 Punkten aufweisen, damit der Nutzen der Investitionen die der Staat in Unis und Gymnasien für die Bevölkerung maximal wird.
Mathematisch ausgedrückt: Der durchschnittliche IQ von Gymnasiasten strebt umgekehrt proportional zum Prozentsatz der Gymnasiasten an der Gesamtanzahl junger Leute im gleichen Alter gegen 200, wobei der verhältnismässige Nutzen der Investition für die Volkswirtschaft grösser wird, je kleiner der Prozentsatz der Gymnasiasten wird. Oder so ähnlich – zugegeben sehr überspitzt. Aber easy und verständlich, oder?
Was heisst das jetzt? – Der Staat investiert viel Geld in akademische Laufbahnen weniger Personen, damit die gesamte Bevölkerung davon profitieren kann. Problem der Forscherin: Bei rund einem Drittel der Schüler steht das Kosten-Nutzen-Verhältnis in einem Missverhältnis. Das investierte Geld lohnt sich also nicht.
Hättest du gedacht, dass so viel VWL und Mathematik hinter der Entwicklung einer Aufnahmeprüfung und eines Lehrplans eines Gymnasiums steckt?
Zum Glück ist es nicht so und ich bin froh darüber. Denn eine Kosten-Nutzen-Rechnung nur anhand der Intelligenz ist falsch! Drei Beispiele:
– Ein Schüler ist ein mathematisches Wunderkind. Er kann sich aber schlecht ausdrücken und ist nicht fähig, in Gruppen zusammenzuarbeiten. Er scheitert am Deutschaufsatz der Aufnahmeprüfung ins Gymnasium. Die ETH-Forscherin spricht in diesem Fall von verlorenem Potenzial.
Ich sage, er bleibt zurecht zurück, weil er später auch nie seine genialen, abstrakten Überlegungen jemand anderem weitergeben kann.
– Ein Schüler ist extrem gut in analytischer und numerischer Mathematik, ist aber nicht selbständig. Er schafft das Assessment des Studiums nicht, weil er nächtelang in Bars herumhängt, unordentlich ist und aus seiner WG geworfen wird.
– Eine Schülerin (für die Frauenquote) ist „nur“ durchschnittlich, sie hat aber einen Sinn für Ordnung, ist fleissig und bei den Mitschülern beliebt. Sie schafft die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium knapp und dank der Nachhilfe ihrer Schulkollegen und ihrem Fleiss schafft sie es an eine Universität.
Mein Chemielehrer am Gymnasium, ein bodenständiger Professor, hat einmal zwei zusätzliche Quotienten, den EQ (Emotionalquotient) und AQ (Alltagsquotient) eingeführt. Er meinte, dass es alle drei braucht damit eine akademische Karriere, und generell das Leben, ein Erfolg wird.
Die besten Beispiele sind Bill Gates, Marc Zuckerberg und Larry Page. Sie alle haben zwar studiert (IQ), aber es nie auf einen abschliessenden Titel gebracht. Sie waren aber fähig, ein Team aufzubauen (EQ) und ihre Ideen rechtzeitig zu schützen und weiterzuentwickeln (AQ).
Es ist keine gute Idee, Gymnasien, Universitäten und Hochschulen komplett durchzuplanen und zu Effizienzmaschinen umzubauen. Sie müssen Spielplätze junger Menschen bleiben. Orte von EQ und AQ bleiben. Denn nicht der IQ, sondern der EQ bestimmt über Träumen, Möglichkeiten und Chancen.

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