Roman Zech Gedanken auf Reisen.

Mind the advice

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Gradios und unnütz. In England (und auch in anderen englischsprachigen Ländern) wird vor allem möglichen gewarnt. Das ist für aussenstehende witzig, über lange Zeit aber einfach nur Gelaber. Kuriose Beispiele gefällig?

Wer hätte das gedacht: Mein Westküsten-Englisch hat einen leichten britischen „Taste“ erhalten. Seit rund 2 Monaten arbeite ich am grössten Flughafen im Lande, London Heathrow. LHR. LHRE um genau zu sein. E für East, oder für Eastern Lifestyle im Westen von London. Hier vermischen sich am Morgen im Bus Curry-Geruch mit Lagerhaus-Staub und die wohl sehenswertesten Dinge sind verlassene Hangars von British Airways und dröhnende Turbinen, welche je nach Wind 30m über einem hinwegdonnern.
Mein Arbeitsplatz ist vorübergehend eine Logistikhalle, wo täglich auf magische Weise Pakete, Magazine und Briefe von grossen Kunden in die ganze Welt sortiert und verschickt werden.

Zeit zum Entdecken von London muss trotzdem sein. Neues wartet ja schliesslich hinter jeder roten Backstein-Ecke. Meistens ist es so historisch, dass ich zu allem und jedem alt-wirkenden Bau etwas wie: „Das ist eine antike Bauweise aus der Viktorianischen Zeit aus dem 17. Jahrhunder unter der Herrschaft von Ludwig XXI.“
Zum Teil sind gewisse Dinge so historisch, dass sie heute etwas schräg wirken. Z.B. kann eine Tube-Station nicht verlängert werden, weil sie unter Denkmalschutz steht. Oder eine Brücke wird einfach geschlossen, weil sie sonst aufwändig (nach viktorianischer Bauweise) saniert werden müsse.
Unterdessen glaube ich ja, dass die abgestandene U-Bahn-Luft und die Kanalisation mit den fatbergs ebenfalls denkmalgeschützt sind…

Mind The Gap

Definitv erst nach der Zeit von Ludwig XXI sind die zahlreichen Warnhinweise im Land. Zum Teil machen sie durchaus Sinn, würden sie nicht alle 5 Sekunden wiederholt werden. „Mind the gap“ kennt wahrscheinlich jeder Tourist. Das gewisse Stationen aber einen Dauerloop-Remix davon haben, ist etwas zu viel. Ich möchte jedenfalls nicht nebenan wohnen, geschweige denn analysieren müssen, wie hoch der Zusatz-Nutzen der ewigen Wiederholung ist.

Nun aber meine Highlights bisher:

1. Mind The Climb

Dieses Bild braucht wohl keinen Kommentar, vielleicht aber eine Erklärung:
Die Farbe ist speziell rutschig und trocknet nie vollständig. Daher hinterlässt sie Spuren an Händen und Gegenständen der Einbrecher. Mehr dazu hier.  Eine sehr englische Erfindung, besonders dann, wenn nur das Schild ohne die Farbe montiert wird…

2. Mind The Air Conditioning

Das englische Wetter hat ja eine 1.5*-Bewertung auf Tripadvisor. Entsprechend zum lausigen, kalten Wetter gibt es auch nur in der Hälfte aller U-Bahnen eine Klimaanlage. Ich durfte aber den wärmsten Tag in der Geschichte des Landes erleben.
Britische Vorbereitung darauf: Ein Schild an jeder U-Bahn-Station.

Ich höre bereits Briten witzeln, dass das Schild im Winter umfunktioniert wird und zum Tee-Trinken animieren soll.

3. Mind The Rain

Regen trägt auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Zarte britische Pflanzen wachsen nur, wenn sie genügend Regen mit einer „Cloud of milk“ zwischendurch erhalten…
In jeder U-Bahn-Station wird aber bei jedem Regen über die Lautsprecher vor schlüpfrigen Stufen und Böden gewarnt. Egal, ob sie es auch wirklich sind…

4. Mind The Stairs

Mein absolutes Highlight sind aber die Angaben zu den Anzahl Stufen auf langen Treppen in der U-Bahn. Und egal wie viele Tritte es wirklich sind, es wird immer die Vergleichsangabe von 15 Stockwerken dazugeschrieben. Youtuber Geoff Mashall hat sich ein Spass daraus gemacht, nachzumessen, ob die Vergleichsangabe zu den Stockwerken auch wirklich stimmt.

Und auf der Northern line hat sich der Praktikant verzählt, verraten die Kleberesten um das Schild.

Take care und ‚hold on to the handrails.‘ Gell Brudi?!

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von Roman Zech
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